DIE 7 EVOLUTIONSSTUFEN DER GEHIRNENTWICKLUNG
Der Evolutionspädagogik® bedient sich dem wissenschaftlichen Modell von Charles Darwin. Diese basiert auf sieben aufeinander aufbauenden evolutionären Entwicklungsstufen: Vom Fisch über Amphibie, Reptil zu Säugetier, Affe und Urmensch hin bis zum modernen Menschen. Jede dieser Stufen steht für eine bestimmte Entwicklungskompetenz.
Jeder Mensch ist aus einer Zelle entstanden. Die ersten Monate nach der Zellteilung verbringen wir wie Fische und sammeln unsere Erfahrungen in der Geborgenheit des Wassers. Wir dürfen einfach nur da sein und wachsen. Diese Stufe steht für das Urvertrauen - die Vertrauenskompetenz.
Nach Entstehung des Neuralrohrs bildet sich das Stammhirn, der älteste Teil unseres Gehirns, auch Reptilienhirn genannt. Das Stammhirn übernimmt und steuert alle überlebenswichtigen Funktionen, wie etwa die Atmung oder Reflexe.
Im Anschluss entwickelt sich das limbische System, das die vegetative Regulation, Funktionen von Antrieb, Lernen, Gedächtnis, Gefühle und Emotionen steuert. Erst zum Schluss der fötalen Entwicklung bildet sich die Großhirnrinde (Neokortex) heraus. Hier sitzen höhere Hirnfunktionen wie das Sprechen, Hören, Verstehen und die Wahrnehmung.
Nach der Geburt des Menschen folgt auch dessen Hirnreifung dem evolutionären Muster. In den ersten Sekunden außerhalb des Uterus machen wir unseren ersten Atemzug, wie die Amphibien (Erlebnissicherheit – Innovationskompetenz). Unser Bewegungsspektrum ist ebenfalls noch sehr sicherheitsorientiert und schutzbedürftig, wir sehen noch alles unscharf.
Nach einigen Monaten zwingt uns die Neugierde und ein neu vorhandenes Sicherheitsgefühl Vorwärtsbewegungen liegend auf dem Bauch zu vollziehen. Wir robben vorwärts wie ein Reptil (Körpersicherheit – Powerkompetenz). Später krabbeln wir wie ein Säugetier und begeben uns damit in erste Gefahren, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Wir lernen Gefühle bewusst zu zeigen (Gefühlssicherheit – Emotionskompetenz).
In der nächsten Entwicklungsstufe richten wir uns langsam auf und klettern wie ein kleiner Affe. Wir sehen und erkennen Farben und Formen (Gruppensicherheit – Teamkompetenz).
Erste Schritte werden gemacht, die Sprache entsteht, am Anfang wie beimUrmenschen mit vielen Lauten und rhythmischen Wiederholungen: Jeden Tag wird geübt, gefeilt und perfektioniert (Sprachsicherheit – Motivationskompetenz).
Nach ungefähr vier Jahren steht ein „fertiger“ Mensch mit all den tollen Eigenschaften vor uns (Kommunikationssicherheit – Universalkompetenz). Wenn wir diese großartige Entwicklung mit einem Hausbau vergleichen, würden zu diesem Zeitpunkt das Fundament und der Rohbau stehen. Der kleine „fertige“ Mensch darf jetzt viel lernen. Das Lernen wiederum beruht auf Erfahrungen die man sein Leben lang macht. Leider hat der Mensch auf die Entstehung der Erfahrung wenig Einfluss, denn unser Gehirn interpretiert reale Geschehnisse und erschafft dadurch unsere ganz eigene Wahrnehmung verbunden mit dazugehörigen Gefühlen.
Die beschriebenen Entwicklungsphasen sind sehr wichtig. Sie sind verantwortlich für unzählige Verknüpfungen in unserem Gehirn und für die Entstehung der Gehirnregionen, die unser Lernen und unsere Entwicklung vorantreiben.
Die Neurologie liefert Beweise, dass die Entwicklung des Gehirns, die körperliche Bewegung, das Gleichgewicht und das Lernen eng miteinander verbunden sind und voneinander abhängen. Mit Hilfe der Evolutionspädagogik® ist es möglich herauszufinden, ob das Kind, der Jugendliche oder der Erwachsene in etwa nicht die Möglichkeit hatte, alle Entwicklungsstufen ausreichend zu erfahren. Dies kann Konsequenzen für seine intellektuelle, soziale und emotionale Entwicklung haben, was sich wiederum an Defiziten in der Bewegung, Koordination oder im Verhalten und im Denken bemerkbar machen kann.
„Lernen hat mit Bewegung zu tun, Bewegung ist Lernen und Lernen ist Bewegung.“ (L. Kohneberg)